CLIA Deutschland, die deutsche Vertretung des internationalen Kreuzfahrtverbands Cruise Lines International Association (CLIA) hat am 4. September zum bereits dritten Mal den Environment Day der Kreuzfahrtindustrie veranstaltet. Im Fokus standen verschiedene Umweltschutzmaßnahmen an Bord von Kreuzfahrtschiffen. Ziel des Environment Days ist es, eine Plattform für den Informationsaustausch zu bieten und Umweltthemen der Kreuzfahrtbranche zu diskutieren.
In diesem Jahr fand der Environment Day erstmals an Bord eines Kreuzfahrtschiffs statt: Auf der „Mein Schiff 1“ von TUI Cruises, die im Hamburg Cruise Center Steinwerder festgemacht hatte, kamen Experten aus Wissenschaft und Industrie mit interessierten Gästen aus Medien, Verwaltung und Politik ins Gespräch.
„Der Environment Day hebt die Anstrengungen und Erfolge der Kreuzfahrtbranche beim Umwelt- und Klimaschutz hervor“, sagt Helge Grammerstorf, National Director von CLIA Deutschland. „Von Entwicklungen wie etwa modernen Abgasnachbehandlungssystemen profitiert nicht nur die Kreuzfahrt, sondern die gesamte Schifffahrtsbranche. Mit solchen Technologien und weiteren Anstrengungen unterstreicht die Kreuzfahrtbranche ihre Rolle als Vorreiter im maritimen Umweltschutz.“
In Fachbeiträgen brachten Experten den Gästen die Themen Abwassermanagement, Abgasnachbehandlung durch Scrubber-Technologie sowie eine aktuelle Studie zum Einfluss von Kreuzfahrtschiffen auf die Luftqualität im Kieler Hafen näher. Im Anschluss an die Vorträge konnten die Teilnehmer die zuvor erläuterten technischen Einrichtungen und Umweltschutzmaßnahmen im Rahmen einer Führung auf der „Mein Schiff 1“ direkt besichtigen.
Schiffsabwässer haben nahezu Trinkwasserqualität
So erläuterte Dipl.-Ing. Markus Joswig vom Prüfinstitut für Abwassertechnik GmbH (PIA) die Anwendung von Abwasseraufbereitung und Abwassermanagement unter Berücksichtigung nationaler und internationaler Vorschriften. Joswig kommt zu dem Ergebnis, dass an Bord von Kreuzfahrtschiffen bei Beachtung der strengen internationalen Vorgaben und Gewährleistung entsprechender Betriebsbedingungen ein hoher Umweltstandard erreicht wird.
Dr. Elizabeth Lindstad, leitende Wissenschaftlerin der unabhängigen norwegischen Forschungsorganisation SINTEF, präsentierte die Ergebnisse ihrer Studie über die Anwendung von Abgasnachbehandlungssystemen, sogenannten Scrubbern. Dr. Lindstad erklärte, dass die Verwendung von Schweröl in Verbindung mit Abgasnachbehandlungssystemen einen effektiven Weg darstellt, die lokale Umweltbelastung zu reduzieren. So werden sowohl die internationalen Vorschriften für den Ausstoß von Stickoxiden als auch die Schwefelobergrenze ab 2020 eingehalten. Einen solchen Scrubber konnten sich die Teilnehmer im Anschluss an die Fachvorträge im Maschinenraum der Mein Schiff 1 persönlich ansehen.
Diese mehrstufigen Abgasreinigungssysteme reduzieren laut Angaben der Hersteller neben den Rußpartikeln die Schwefelemissionen um 99 Prozent und Stickoxide um 95 Prozent. Thilo Panten ist Projektmanager bei Primarine, einem Hersteller solcher Scrubber und gewährte in seinem Vortrag einen detaillierten Einblick in ihre Funktionsweise. Die Zahl der Schiffe mit Abgasnachbehandlungssystemen steigt stetig. Waren es 2017 noch 99 Schiffe, sind mittlerweile bereits 129 Kreuzfahrtschiffe der weltweiten Flotte der CLIA-Mitgliedsreedereien damit ausgestattet. Der Fortschritt zeigt, dass die Branche als Ganzes am Einsatz neuer Technologien arbeitet.
Neben dem Antrieb durch Schweröl in Kombination mit Scrubbern stellt auch die Verwendung von flüssigem Erdgas (LNG) eine Option dar, Luftemissionen substantiell zu reduzieren und so zur Einhaltung der Klimaziele beizutragen. Das erste Kreuzfahrtschiff mit reinem LNG-Antrieb wurde 2018 in Dienst gestellt, noch in diesem Jahr folgt ein weiteres Schiff. 26 weitere Schiffe mit LNG-Antrieb sind weltweit bestellt. CLIA Deutschland plant in naher Zukunft weitere Veranstaltungen aus der Reihe der Environment Days, unter anderem mit den Themenschwerpunkten LNG und Energieeffizienz.
Kieler Studie vorgestellt: Schiffsimmissionen kaum wahrnehmbar
Den Abschluss der Vortragsreihe bildete Nicole Claus, Kreuzfahrtdirektorin des Seehafens Kiel, mit der Präsentation der Ergebnisse und Erkenntnisse einer vom Seehafen Kiel in Auftrag gegebenen Langzeitstudie zum Einfluss der Schiffsabgase auf die Luftqualität im Stadtgebiet von Kiel. Demnach ergaben Messungen des Instituts für Umweltschutz ANECO zu den Immissionswerten im Gebiet des Kieler Hafens zwischen April 2018 und Januar 2019, dass Schiffsimmissionen im Vergleich zur Hintergrundbelastung kaum wahrnehmbar sind. Sämtliche zulässige Grenzwerte wurden zu jeder Zeit eingehalten.
Branche nimmt Verantwortung ernst
„Wir konnten heute nur einen kleinen Ausschnitt der umfangreichen Umweltschutzmaßnahmen an Bord von Kreuzfahrtschiffen zeigen. Wir werden die Reihe fortsetzen und uns demnächst mit weiteren Schwerpunkthemen beschäftigen“, sagte Helge Grammerstorf am Ende der Veranstaltung. „Für heute bedanken wir uns herzlich bei den geladenen Experten für die erkenntnisreichen Vorträge, bei den Gästen für die konstruktive Diskussion und bei TUI Cruises für die Gastfreundschaft mit spannenden Einblicken in die fortschrittliche Technik eines modernen Kreuzfahrtschiffes.“