12 Tage mit der MS Spitsbergen
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Mit Hurtigruten die größte Vulkaninsel der Welt umrunden
Versteinert ruht der Lavastrom, der sich 1973 aus dem Eldfell über die Westmännerinsel Heimaey ergoss, über die Stadt, eingebettet in ein lilafarbenes Meer aus Alpenlupinen. Vom heutigen Aussichtspunkt zu unseren Füßen rann in einer Januarnacht 1000 Grad heiße Lava ins Tal und drohte die Hafeneinfahrt zu verschließen. Wasserkanonen verhinderten dies, die Enge zwischen der erstarrten Lava auf der einen und skelettartigen Felswänden auf der anderen Seite machen die Einfahrt der kleinen Spitsbergen nach Heimaey zur spektakulärsten unserer Insel-Umrundungen.
In Reykjavik im Südwesten Islands beginnt und endet die zwölftägige Reise des Hurtigrutenschiffs, das seine erste Expeditionssaison fährt und dafür 2016 komplett umgebaut wurde. Das skandinavische Innendesign ist erfrischend modern, unsere „Arktis-Außenkabine-Superior“ auf Deck sieben bietet ausreichend Stauraum. Das Bad ist großzügig, lässt jedoch ausreichend Ablagefläche oder clevere Stauraum Lösungen vermissen.
Letzteres gilt auch für die zu tiefen Sessel in Lounge und Bar, die vielen Passagieren Probleme bereiten. Das will Hurtigruten beheben, so verspricht man uns. Anregungen von Gästen werden nach der Hälfte unserer Reise per Feedback Bogen erfragt. „Wenn es Kleinigkeiten gibt, die wir optimieren können, tun wir das“, so Hotel-Manager Kjell-Olaf Pettersen. Der Norweger schätzt an seinem Schiff übrigens, dass es übersichtlich ist.
Die Spitsbergen mit 243 Betten (ab 2018 bei Expeditionen auf 200 begrenzt) kommt ohne großen Schnick-Schnack aus und präsentiert sich offen und hell. Das weitläufige Aussichtsdeck mit Jacuzzis, Sauna- und Fitnessbereich am Heck begeistern. Die Gastronomie ist sehr gut und kreativ. Die abendlichen Menüs sind an die Fahrgebiete der Reederei angelehnt. So wird mal norwegisches Rentier – Carpaccio, mal Lachs – Ceviche aus Peru serviert.
Karten in deutscher Sprache
121 Passagiere haben die Island – Umrundung Ende Juni gebucht, viele sind mit Hurtigruten bereits die klassische Postschiffroute gereist und kennen das Unternehmen. Die 20 deutschen Gäste erhalten an Bord selbstverständlich Menükarten, Vorträge und Briefings auf Deutsch.
Unsere Route führt im Uhrzeigersinn um die größte Vulkaninsel der Welt. Der Tourismus in „Eisland“ wurde durch den Ausbruch des legendären Eyjafjallajökull 2010 erst so richtig befeuert. Im vergangenen Jahr zählte Visit Island 1,7 Milllionen Touristen aus aller Welt, darunter 132.000 deutsche Gäste. Übrigens von den 1,7 Millionen waren 327.000 mit einem Schiff gekommen.
Wir erreichen den ersten Hafen Sykkisholmur an der Westküste nur per Zodiac. Der frühere Handelsposten ist heute ein beschaulicher Ort, dessen Höhepunkt eine Erhebung im Hafen mit Basaltklippe und Leuchtturm ist. Auf ihren mit Wildblumen übersäten Hängen genießen Mantelmöwen und Touristen in orange leuchtenden Hurtigruten – Anoraks die exponierte Lage. Malerisch ist am Folgetag Flatey Island. Auf der flachen Insel, zwei Kilometer lang, einen breit, stehen Dutzende bunte Häuschen wie in den Bullerbü – Büchern unserer Kindheit. Sogar ein Hotel gibt es hier in dieser Einöde. Im Hotel Flatey, einem weinroten Holzhaus, nisten sich zumindest Ornithologen ein, erzählt uns eine Angestellte. Sie haben es nicht weit für Ihre Forschungen, denn direkt vor der Tür warten Sandregenpfeifer und Eiderenten.
Hinter einer Weide, auf einer kleinen Anhöhe, thront eine weiße Steinkirche, die jedem Wetter trotzt. Ihr Deckengewölbe hat ein katalanischer Künstler zur Leinwand für ein dramatisches Gemälde gemacht: Vor stürmischem Horizont trotzen Fischer den Urgewalten des rauen Islands, das sich an diesem Sommertag so idyllisch präsentiert.
Am Morgen liegt die Spitsbergen im Fjord Isafjördur: Dunkle Basaltwände, durchzogen von Adern aus herabrinnendem Gebirgswasser tun sich auf, ihre Spitzen sind nebelverhangen. Ein Schlauchboot bringt uns zur Vogelinsel Vigur, die von Papageitauchern bewohnt wird. Der schwarzgefiederte Alkenvogel mit dem dreifarbigem Schnabel und tristem Blick ist ein beliebtes Fotomotiv. Wie die Fischer in den Westfjorden früher lebten und überlebten, dokumentiert das Heimatmuseum in Isafjördur, unweit des Anlegers. Die Ausstellung im Turmhaus des Holzgebäudes zeigt, wie Isländer nafänglich mit Schnur und Senkblei aufs Meer hinaus paddelten und sich später in den Kabeljaukriegen mit Netzschneidern gegen britische Trawler wehrten.
Wanderung zum Polarfuchs
Nebel, nichts als Nebel ist am nächsten Morgen zu sehen. Die Spitsbergen ankert vor dem Hornbjarg Cliff für eine Wanderung. Nach dem Wet Landing auf schlickigem Steinbett spazieren wir über Wiesen, Bäche und Flechten. Vom Felsen zur Rechten bahnt sich Gletscherwasser den Weg ins Meer. „So stellt man sich Island doch vor“, sagt Rudolf Thomann, Biologe im Expeditionsteam. Der Chilene lehrt uns die Flora und Fauna am Wegesrand. „Weißt Du was Du da fotografierst? Das ist ein Baum, eine Weide.“, erklärt er das knöcheltiefe Pflänzchen im Fokus der Kamera.
Der Pfad wird steil und schmal, eher er vor einem Abhang im Nebel endet. Auf dem Rückweg treffen wir auf einen Polarfuchs, der sich minutenlang vor unseren Augen putzt. Begegnungen dieser Art werden im dünn besiedelten Island von Mensch und Tier gleichermaßen geschätzt hat man den Eindruck.
Die Spitsbergen nimmt Kurs auf Grimsey, etwa 20 Seemeilen von nördlich von Island. Der Polarkreis führt durch das kleine Eiland. Vom Foto-Podest schlängelt sich ein Weg auf eine Anhöhe am Ende der Insel. Der Blick fällt auf die sonnengetränkte Grönlandsee und eine lange, gewundene Klippe. Weit unten auf dem Wasser sprenkeln Papageitaucher die Bucht.
Ganz nah dran an Islands Tierwelt sind wir am Folgetag im Eyjafjördur, einem tiefen Fjord. Die Brücke hat Buckelwale gesichtet, Kapitän Martin Iversen folgt ihnen jetzt mit der gebotenen Vorsicht. Jetzt zeigt die Spitsbergen ihre Wendigkeit. „Das kann ein großes Kreuzfahrtschiff nicht“, hält einer der Mitreisenden passenderweise fest.
Husavik: Hier sind die Wale zu Hause
Die Buckel- und Zwergwale sind die Vorboten eines Ungetüms, das tags darauf in Husavik zu sehen ist: 25 misst der Blauwal, dessen Skelett im Walmuseum einen ganzen Raum einnimmt. Museumsleiter Valdimar Halldorsson ist stolz auf das seltene Exponat. „Es gibt nur neun Blauwalskelette auf der Welt und wir haben eines davon.“ In der Nachbarschaft haben sich Whale-Watching-Unternehmen angesiedelt. „Das ist das Besondere an Husavik: Hier kann man die Tiere im Museum und in freier Wildbahn erleben“, sagt Halldorsson.
Wir laufen aus. Bei Windstärke fünft stampft die Spitsbergen durch den Nordatlantik, die Stabilisatoren reduzieren zumindest das Rollen des kleinen Schiffes. In Seydisfjördur ist die See dann wieder ruhig. Wir setzen zur Vogelklippe Hafnarholmi über.
Eine Treppe ganz nah ran an die Erdlöcher der Papageitaucher heran, die gelassen in die Kameras blicken. Im benachbarten Bakkagerdi, oberhalb der ausladenen Bucht, steht der Elfenhügel. Wenige Stufen nur und man schaut über die von Flechten bedeckte Ebene auf dreieckige Berge, die sich so synchron aneinanderreihen, dass man meinen könnte, eine Elfe hätte damit den Grund rund um ihren Hausberg eingezäunt.
Ortswechsel: Nur 30 Minuten ist das Zeitfenster für die Einfahrt nach Höfn auf den Sandbänken am Füße des Vatnajökull. Unter dem größten Gletscher Islands im Südosten brodeln einige der aktivsten Vulkane der Insel. An diesem Tag liegt der Vatnajökull im Nebel, zum großen Bedauern vieler Passagiere, die vorab die Gletschertour für 462 €uro gebucht haben. Wie alles auf Island sind auch die Exkursionen nicht billig. Ein Stadtrundgang für 62 €uro ist der günstigste Ausflug auf unserer Reise. Zweieinhalb Stunde Whale Watching kosten dann bereits 199.- €uro. Letzte Station der Island – Umrundung sind die Westmänner-Inseln im Süden. Wie Wehrtürme stehen die Basaltfelsen im Nordatlantik, an ihren Steilwänden prescht die Gischt empor. Der Lotse lenkt die Spitsbergen durch die Enge vor Heimaey, die die Lava fast verschlossen hätte.
Unsere Hinweise:
- Die zwölftägige Reise „Rund um Island – Von Sagen, Elfen und Vulkanen“ ist für den 1. und 12. Juni 2018 noch buchbar. Wir gewähren Ihnen mit dem Stichwort „Kreuzfahrtmagazin“ einen Rabatt von 200.- € pro Kabine!
- Falls Sie das Hochland noch erkunden wollen, empfehlen wir Ihnen nach der Kreuzfahrt noch eine Mietwagentour zu unternehmen.
- Die MS Spitsbergen hat zwei behindertengerechte Kabine und zwei Aufzüge. Bei den Kabinen handelt es sich um die Eigner Suite MX 632 und Außenkabine YA – 614.
- Bordwährung ist die Norwegische Krone. Ein Cappuccino kostet umgerechnet 2,70.- €uro und ein Bier 4,20.- €uro. Wasser und Tee gibt es gratis.
- Restaurants: Die seitlichen Plätze sind für Suiten reserviert. Die Plätze am Heck sind beim Mittagessen frei zugänglich.
Sie haben Fragen? Gerne beantworten wir alles, was Sie wissen möchten!
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