Derzeit gibt es mit Hamburg in Deutschland lediglich einen Hafen, der Kreuzfahrtschiffen eine Versorgung mit Landstrom während Liegezeiten anbietet. Hieran könnte sich mit dem Beschluss der Bundesregierung etwas ändern: Die Regierung hat zugesagt, den Ausbau der nötigen Infrastruktur mit 140 Millionen Euro zu fördern. Gleichzeitig will die Bundesregierung die Voraussetzungen für eine Tarifierung schaffen, mit welcher der Landstrom auf das Kostenniveau der Eigenproduktion gesenkt wird.
„Diese Entwicklung begrüßen wir sehr“, sagt Helge Grammerstorf, National Director von CLIA Deutsch-land. Denn: Die Landstrom-Infrastruktur ist auch global prekär. Weltweit bieten gerade einmal 15 von 1.000 Häfen, die von CLIA-Mitgliedsreedereien angelaufen werden, entsprechende Landstrom-Anlagen. In Europa gibt es mit Kristiansand lediglich einen weiteren Anlaufpunkt.
Kreuzfahrtkongress legt Schwerpunkt auf nachhaltige Entwicklung der Branche
Das Thema Landstrom ist auch beim heute in Hamburg stattfindenden 9. Kreuzfahrtkongress Gegenstand von Vorträgen und Diskussionsrunden. Die renommierte Veranstaltung der Kreuzfahrtindustrie bringt jährlich die führenden Köpfe der Kreuzfahrtbranche sowie Vertreter aus anderen Industrien, Politik, Wissenschaft und Gesellschaft zusammen, um über Zukunftstrends in der Kreuzfahrt zu diskutieren. Diesjähriger Themenschwerpunkt ist die nachhaltige und verantwortungsbewusste Entwicklung der Branche.
Es ist ein Kernanliegen der Branche, durch Kreuzschifffahrt verursachte Umweltbelastungen weiterhin zu reduzieren. Dazu gehört auch die Option, während der Liegezeit sauberen Strom von Land zu beziehen. Für CLIA und ihre Mitgliedsreedereien ist beim Thema Landstrom aber entscheidend, dass neben der Wirtschaftlichkeit der an Land produzierte und von den Reedereien abgenommene Strom ökologischer erzeugt wird, als es durch die modernen, hocheffizienten Kraftwerke an Bord möglich ist.
Als Vorreiter im maritimen Umweltschutz nimmt die Kreuzfahrtindustrie ihre Verantwortung für die Umwelt und die angelaufenen Destinationen sehr ernst. „Unser Ziel ist es, die Diskussion über diese emotionalen Themen zu versachlichen und nicht nur über Probleme, sondern vor allem über Lösungen zu sprechen“, sagt Grammerstorf. „Dafür ist der Kreuzfahrtkongress das ideale Forum.“
Reduzierung von Emissionen
Die Kreuzfahrtbranche arbeitet beständig daran, die Luftemissionen der Schiffe zu verringern. So hat die Kreuzfahrtindustrie weltweit mehr als 22 Milliarden US-Dollar in neue Technologien und sauberere Kraft-stoffe wie flüssiges Erdgas (LNG) investiert, um diese Emissionen deutlich zu reduzieren. Das erste mit Flüssiggas betriebene Kreuzfahrtschiff wurde bereits in Dienst gestellt. Ein weiteres Schiff stößt noch in diesem Jahr dazu. Insgesamt sind 26 weitere Schiffe mit LNG-Antrieb im Bau oder bestellt.
Darüber hinaus sind aktuell bereits 129 der 279 Hochseekreuzfahrtschiffe der CLIA-Mitgliedsreedereien weltweit mit Abgasreinigungssystemen ausgestattet. Bei mehr als 40 Schiffen ist die Nachrüstung mit diesen Systemen geplant oder es wurde schon damit begonnen. Diese Systeme filtern Feinstaub um mindestens 50 Prozent und Schwefeldioxide um bis zu 98 Prozent aus der Abluft. Zudem haben sich die CLIA-Mitgliedsreedereien freiwillig dazu verpflichtet, die Rate der CO₂-Emissionen in der gesamten Flotte bis 2030 um 40 Prozent gegenüber 2008 zu senken.
Maßnahmen gegen Overtourism
Immer wieder werden Vorwürfe gegenüber der Kreuzfahrt erhoben, für mit Touristen überlaufene Städte am Mittelmeer verantwortlich zu sein. Tatsächlich halten die realen Zahlen diesem Vorwurf nicht Stand. Selbst an hochfrequentierten Reisezielen machen Kreuzfahrtpassagiere nur einen kleinen Anteil der Gesamtbesucherzahl aus. In Barcelona sind es beispielsweise acht Prozent aller Touristen, in Venedig sogar nur fünf Prozent.
Dennoch ist es ein Kernanliegen der Branche, touristische Hotspots zu entzerren. Deshalb unterstützt CLIA die integrierte Zusammenarbeit mit den Zielhäfen. Ein gutes Beispiel ist die Partnerschaft zwischen der Kreuzfahrtbranche und der Stadt Dubrovnik. Sie hat das Ziel, das Weltkulturerbe Dubrovnik zu erhalten und die Stadt gemeinsam zu einem Vorbild für nachhaltigen Tourismus zu entwickeln.
Hintergrund: Cruise Lines International Association (CLIA) ist die vereinte Stimme der internationalen Kreuzfahrtbranche. Als der weltweit größte Verband der Kreuzfahrtindustrie mit insgesamt 15 Niederlassungen ist CLIA in Nord- und Südamerika, Europa, Asien und Australasien vertreten. CLIA unterstützt Regularien und Praktiken, die ein sicheres und intaktes Kreuzfahrtumfeld für jährlich mehr als 25 Millionen Passagiere fördern. Zudem fördert CLIA das Ansehen, die Attraktivität und die Erschwinglichkeit des Kreuzfahrterlebnisses. Zu den Mitgliedern zählen die weltweit angesehensten Fluss- und Hochsee-Kreuzfahrtlinien – darunter auch Anbieter von Spezial-Kreuzfahrten – sowie Reiseveranstalter, Zulieferer, Häfen und Hafenbehörden, Destinati-onen und zahlreiche weitere Geschäftspartner, die sich dem nachhaltigen Erfolg der Kreuzfahrtindustrie verschrieben haben.